Tanz auf dem Vulkan

Die Realität will erkannt und verstanden werden

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Ein überliefertes Zitat des deutschen Dichters Heinrich Heine von 1842 charakterisiert nach Auffassung des Autors auch die heutige Zeit und beschreibt ein besonders risikoreiches Verhalten. Die verwendete Metapher in diesem Zitat geht auf einen Ausspruch des französischen Staatsmannes Salvandy im Jahre 1830 zurück: „Nous dansons sur un volcan“ („Wir tanzen auf einem Vulkan“) (1). In Deutschland verbreitete sich der Ausspruch durch den politisch engagierten Journalisten, Essayisten und Satiriker Heinrich Heine. In seinen Pariser Lutetia-Berichten von 1842 schrieb Heine: „Wir tanzen hier auf einem Vulkan – aber wir tanzen. Was in dem Vulkan gärt, kocht und braust, wollen wir heute nicht untersuchen, und nur wie man darauf tanzt, sei der Gegenstand unserer Betrachtung.“ (2) Der deutsche Spielfilm „Tanz auf dem Vulkan“, der ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1938 entstand, verwendete dieselbe Metapher (3).

Wir wissen, dass wir am Rande des Vulkans leben – aber wir hoffen, dass es zu keinem Ausbruch kommen wird

Machtstreben in Wirtschaft und Politik treibt uns immer wieder in Katastrophen hinein, in denen der Reichtum unserer Kultur verprasst und die Ernten unserer Zivilisation zerstört werden. Obwohl diese verhängnisvollen Auswirkungen unsere Existenz bedrohen, sind wir lethargisch genug, um uns durch sie nicht wachrütteln zu lassen. Während sich das Gewitter der Gewalt über unserem Haupt zusammenzieht, wiegen wir uns weiterhin in Sicherheit.

Es scheint, dass uns die beruhigende Selbsttäuschung lieber ist als der Gedanke an die Gefahr. Aber die Realität will erkannt und verstanden werden: wer zu ihr in Widerspruch gerät, wird entweder geschädigt oder gar vernichtet.

Wenn wir in einer Welt leben, in der Krieg, Verbrechen und Ungerechtigkeiten an der Tagesordnung sind, sind wir an diesen Zuständen mitschuldig, denn die Welt ist so, wie wir sie eingerichtet oder – in Bezug auf bereits bestehende Verhältnisse – geduldet haben. Keiner kann sich der Verantwortung entziehen. Wir sind immer mitschuldig, selbst dann, wenn wir Opfer sind. Wir empören uns nicht über die Kriege und nicht über tausendfaches Unrecht auch in unserer nächsten Nähe.

In der fragwürdigen Meinung, dass die Gewalttätigkeit uns verschonen werde, kämpfen wir nicht gegen sie, sondern billigen sie. Doch dann, wenn sie über uns hereinbricht, ist es gewöhnlich zu spät, sie einzudämmen.

Den Gemeinsinn zur leitenden Idee erheben

Überall kommt es auf den Gemeinsinn an, auf das Gefühl der Zusammengehörigkeit, des Miteinanderseins. Der Abbau der Machtgier und des Gewaltstrebens ist nicht ein Postulat erbaulicher Moralpredigten: er ist die einfache Notwendigkeit des gemeinschaftlichen Lebens. Das Geschenk der Evolution besteht im sittlichen Bewusstsein des Einzelnen, in der Einsicht in die Verantwortung aller gegenüber allen. Unsere Aufgabe für die Zukunft ist deshalb vor allem die Pflege und Verstärkung der Gemeinschaftsgefühle.

Jeder Mensch ist dazu aufgerufen, seinen Beitrag zur Lösung der drängenden Probleme unserer Zeit zu leisten. Und selbstverständlich sind wir dazu in der Lage, wenn uns bewusst wird, dass es auf jeden einzelnen von uns ankommt. Warum nicht den Mut aufbringen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, die gegenwärtigen Menschheitsprobleme nicht zu verdrängen, sondern gegen Unrecht aufzustehen – intellektuell, emotional, politisch. Die Trägheit des Herzens überwinden und handeln! Allen Widrigkeiten zum Trotz die Entschlossenheit aufbringen, die Wahrheit zu suchen und dadurch die Würde als Mensch zu bewahren und eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Kinder zu schaffen.

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Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Lehrer (Rektor a. D.), Doktor der Pädagogik (Dr. paed.) und Diplom-Psychologe (Dipl.-Psych.). Viele Jahrzehnte unterrichtete er und bildete Fachkräfte fort. Als Pensionär arbeitete er als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und pädagogisch-psychologischen Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung sowie eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden. Sein Lebensmotto (nach Albert Camus): Geben, wenn man kann. Und nicht hassen, wenn das möglich ist.  

Noten 

https://de.wikipedia.org/wiki/Tanz_auf_dem_Vulkan

http://heinrich-heine-denkmal.de/heine-texte/lutetia42.shtml

https://de.wikipedia.org/wiki/Tanz_auf_dem_Vulkan


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Articles by: Dr. Rudolf Hänsel

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