Keinem die Macht übergeben!

Nach den Erkenntnissen der Humanwissenschaften Anthropologie, Soziologie und Psychologie besitzt der Mensch von Natur aus einen gesunden Verstand beziehungsweise ein natürliches Urteilsvermögen. Dieser gesunde Menschenverstand arbeitet empirisch, das heißt, er fällt konkrete Urteile auf der Basis alltäglicher Lebenserfahrung und Beobachtung. Mündige Bürger teilen diese Urteile. Zudem ist er mehr auf praktische Anwendung ausgerichtet als auf abstrakte Theorie. Auch nimmt der gesunde Menschenverstand auf die Urteile aller anderen Menschen Rücksicht und ist damit gemeinschaftsfördernd. Der Aufklärer Immanuel Kant (1724-1804) stufte den gesunden Menschenverstand im Alltag als nützlicher ein als wissenschaftliche Erkenntnisse.

Für den erfolgreichen Gebrauch des gesunden Menschenverstands stellt er drei Maximen auf:

1. “Selbstdenken“

2. “An der Stelle jedes andern denken“

3. “Jederzeit mit sich selbst einstimmig denken“ (1)

Ähnlich sieht es der französische Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Romain Rolland (1866-1944). In der Einleitung seines Antikriegs-Romans von 1920 „Clerambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg“ schreibt er:

„Jeder Mensch muss, so er ein wahrer Mensch ist, lernen, allein innerhalb aller zu stehen, allein für alle zu denken – wenn es not tut, sogar auch gegen alle! Aufrichtig denken heißt für alle denken, selbst wenn man gegen alle denkt. Die Menschheit bedarf derer, die ihr aus Liebe Schach bieten und sich gegen sie auflehnen, wenn es not tut!“ (2)

Der Mensch besitzt nicht nur einen gesunden Verstand, er ist auch autonom. Autonomie ist der Zustand und das Lebensgefühl der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Selbstverwaltung. Philosophisch gesehen ist sie die Fähigkeit, sich als Wesen der Freiheit zu sehen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln. Damit ist sie auch die Kraft zum Nicht-Mitmachen (Adorno). Ausgestattet mit diesen besonderen Fähigkeiten übergibt der Mensch jedoch ohne Not immer wieder einem anderen die Macht, über sein Leben und seine Zukunft zu entscheiden.

Zum Beispiel werden in den „Demokratien“ der westlichen Welt alle vier bis fünf Jahre korrupte Politiker in hohe Regierungsämter gewählt und als respektable Autoritäten angesehen. Die Politiker verbinden mit dieser Zuschreibung umgehend Herrschaftsansprüche, schaffen ein Verhältnis der Über- und Unterordnung und setzen gegenüber den Bürgern ihren Willen durch; präziser gesagt, den Willen oder die Anweisungen ihrer Auftraggeber, der globalen „Macht-Elite“. Damit betreiben sie auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung eine Politik, die es der „Milliardärs-Elite“ im Hintergrund ermöglicht, so viele Dollar-Milliarden zusammenzustehlen, dass sie sich nahezu alles beziehungsweise jeden kaufen können: angefangen von korrupten Politikern bis hin zur korrupten Weltgesundheitsorganisation WHO. Wir alle sind seit der Ausrufung des „Corona-Skandals“ (Reiner Füllmich) Anfang Jahr 2020 Augenzeugen und Leidtragende dieses skrupellosen weltgeschichtlichen „Ausflusses“.

Diesen Regierenden kann man weder heute noch in Zukunft vertrauen. Der russische Schriftsteller Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828-1910) schrieb in seinen politischen Flugschriften zu Beginn des letzten Jahrhunderts, dass das kein Zufall sei:

„Man könnte die Unterordnung eines ganzen Volkes unter wenige Leute noch rechtfertigen, wenn die Regierenden die besten Menschen wären; aber das ist nicht der Fall, war niemals der Fall und kann es nie sein. Es herrschen häufig die schlechtesten, unbedeutendsten, grausamsten, sittenlosesten und besonders die verlogensten Menschen. Und dass dem so ist, ist kein Zufall.“ (3)

Viele Erwachsene reagieren auf diese Politiker jedoch wie Kinder oder wie die primitiven Urmenschen reagierten: in Form eines „magischen Autoritätsglaubens“: kritiklos und umnebelt von Stimmungen, Gefühlen und Glücksverheißungen. Und das hat Folgen: Die Autoritätsgläubigkeit führt unweigerlich zur Autoritätshörigkeit, die in der Regel den Reflex eines absoluten geistigen Gehorsams und eine Verstandeslähmung auslöst. Vollsinnige Erwachsene können dann nicht mehr selbständig denken und vernünftig urteilen und übergeben die Entscheidungsgewalt sittenlosen Politikern. Wohin das führt, erleben wir gerade. Deshalb die Aufforderung: Keinem anderen Menschen die Macht übergeben!

Keinem anderen Menschen, aber auch keinem übernatürlichen Wesen, das uns als „Gottheit“ von frühester Kindheit bis ans Ende der Tage führen und beschützen soll. Sind wir doch eingebettet in die Gemeinschaft von Artgenossen, auf deren Unterstützung und Solidarität wir bauen könnten. Der überwiegende Teil der erwachsenen Menschen klammert sich jedoch an eine eingebildete überirdische Macht und versucht, sie günstig zu beeinflussen. Ist das ein Ausdruck menschlicher Hilflosigkeit und mangelnden Selbstvertrauens? Oder können sich diese Mitbürger ein Leben ohne eine solche „himmlische Macht“ nicht mehr vorstellen?

Es ist das Anliegen des Autors, nachvollziehbar und nachprüfbar darzulegen, warum erwachsene Personen und auch Persönlichkeiten diese unverständlichen Reaktionen zeigen. Da die Bürger seit Frühjahr 2020 Leittragende staatlich verordneter Zwangsmaßnahmen wie Freiheitsberaubung, Test-, Impf- und Maulkorbzwang sind, wären doch ziviler Ungehorsam, lautstarker öffentlicher Protest und echte Solidarität mit Gleichgesinnten das Gebot der Stunde. Weil die Regierenden zudem die Existenzgrundlage von Millionen Bürgern zerstören, was zu wirtschaftlicher Verarmung, Vereinsamung, Verzweiflung und oft zum vorzeitigen Ableben führt, ist dies ein Verbrechen an der Menschheit und die erste schaurige Bilanz des neuen Faschismus.

Nicht nur die Intelligenz vollsinniger Erwachsener ist eingeschüchtert und herabgesetzt, sondern auch ihr Wille und ihr Selbstbewusstsein. Das führt in vielen Fällen zu Fatalismus, Schuldgefühlen, Depressionen und der Unfähigkeit, sich mit den Mitbürgern zusammenzuschließen. Daher ist es zwecklos, sich mit flehentlichen Appellen an sie zu wenden:

  • „Wagt es, weise zu sein! („Sapere aude!“)
  • „Bringt den Mut auf, euch des eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Kant)
  • „Tretet selber vor die Haustüre, um nachzusehen, was es gibt!“ (Gottfried Keller)

Die meisten können einfach „nicht aus ihrer Haut“, das heißt, sie getrauen sich nicht, ihren gewohnten Weg des Denkens und Handelns eine Handbreit weit zu verlassen. Auch ist es kontraproduktiv und verletzend, ängstliche und gehorsame Mitbürger als „Vollidioten“ oder „ewige Duckmäuser“ zu diskriminieren. Eine solche Bewertung zeugt davon, dass man ihre tieferen Beweggründe nicht kennt. Der sprichwörtliche „Kadavergehorsam“ ist nur eine von mehreren Ursachen für die Verstandeslähmung und greift deshalb zu kurz. Aus diesem Grund müssen alle denkbaren Beweggründe der beklagten menschlichen Reaktionsweisen erforscht werden – insbesondere die autoritäre und religiöse Erziehung in Elternhaus und Schule sowie der Einfluss der Gesellschaft.

Das Land und die Welt brauchen hellwache, selbst denkende und mutige Bürger, die durchschauen, welche Funktion die von diabolischen Mächten initiierte „Angst-Pandemie“ wirklich hat. Nur so lässt sich das Überleben der Spezies sichern. Wenn es gelingt, die Autoritätsgläubigkeit und die Angst vor den Mitmenschen aufzugeben und sich mit ihnen zusammenzuschließen, können die drohenden sozialen, ökonomischen und gesellschaftspolitischen Hausforderungen bewältigt und die diabolischen Mächte in Schach gehalten werden. Diktatur und Faschismus haben dann keine Chance und unsere Kinder wieder eine Zukunft.

Natürlich weiß der Autor aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung als Pädagoge, Psychologe und Psychotherapeut, dass sich Erwachsene – wenn überhaupt – nur ungern und zögerlich mit unangenehmen Kindheitserlebnissen und religiösen Gefühlen auseinandersetzen und sie in Frage stellen wollen beziehungsweise können. Dabei wäre die aktuelle Lebenssituation ein gegebener Anlass, sich selbst zu erkennen. Das heißt, sich zu besinnen und zu entdecken, welche speziellen Stärken und Kräfte in einem schlummern und wie diese für das Gemeinwohl eingesetzt werden können. Auch über Einstellungen, die das Leben stark einschränken, könnte man nachdenken und überlegen, ob man sie mithilfe von Freunden oder psychologischen Experten nicht besser in Zweifel ziehen und durch förderliche ersetzen sollte. (4)

Da die meisten Erwachsenen also kaum mehr willens oder fähig sind, ihre Gefühle, ihre Einstellungen und ihr Verhalten zu verändern, plädiert der Autor abschließend für prophylaktische und psychohygienische Konsequenzen aus dem Gesagten: Alle an der Erziehung von Kindern und Jugendlichen Beteiligten sollten es tunlichst unterlassen, die heranwachsende Generation auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben mit autoritären Erziehungsmethoden „gehorsam“ und „gefügig“ zu machen. Auch sollten sie ihnen nicht den verstandeslähmenden „Ballast“ der Religion aufbürden. Nur so können die Jungen als frei denkende, mutige und mitfühlende Bürger die Welt eines Tages in eine andere Bahn lenken.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf NRhZ-ONLINE veröffentlicht.

Dr. Rudolf Hänsel ist Diplom-Psychologe und Erziehungswissenschaftler.

Fußnoten

(1) De.wikipedia.org, Stichwort „Gesunder Menschenverstand“

(2) Rolland, R. (1988). Clerambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg. Reinbek bei Hamburg, S. 12

(3) Tolstoj, L. N. (1983). Rede gegen den Krieg. Politische Flugschriften. Eines ist not, 1905, S. 5

(4) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26697


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Articles by: Dr. Rudolf Hänsel

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