Autonomie und Naturrecht: Die Menschenwürde bewahren

Auch angesichts schrecklicher u. scheinbar aussichtsloser Bedingungen!

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Autonomie ist der Zustand und das Lebensgefühl der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit (Souveränität) und Selbstverwaltung. Philosophisch gesehen ist es die Fähigkeit, sich als Wesen der Freiheit zu sehen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln. Sie ist auch die Kraft zum Nicht-Mitmachen (Adorno(Link ist extern)).

Das Naturrecht sagt, dass es etwas gibt, was von Natur aus recht ist. Es unterscheidet sich vom durch Menschen gesetztes, sogenanntes positives Recht dadurch, dass es dem Menschen allein schon deshalb zusteht, weil er Mensch ist. Da es durch keinen Machthaber oder wie auch immer gearteten Mehrheitsbeschluss geschaffen wird, ist es vorstaatliches Recht. Das heißt, die Gesetze eines Staates müssen sich kritisch am Naturrecht(Link ist extern) messen lassen. [1]

Das Wissen darüber, was von Natur aus recht ist, ermöglicht uns, totalitären Ideologien und Diktaturen von einem festen mitmenschlichen Standpunkt aus entgegenzutreten, ein Gefühl der Empörung gegen Unrecht und Unmenschlichkeit zu empfinden, auch wenn eventuell die ganze Gesellschaft einem Diktator zujubelt.

Was ist Naturrecht?

Das naturrechtliche Denken nimmt seinen Anfang in der antiken griechischen Philosophie, vor allem in der Auseinandersetzung Platons(Link ist extern) mit den Sophisten(Link ist extern). Ihnen hielt Platon entgegen, dass es objektive, absolut gültige Normen, Werte und Gesetze gibt, die nicht von den wechselnden Meinungen der Menschen abhängig sind. An diesen objektiven Ideen dessen, was Recht ist, muß sich der Staat und die Staatsführung zu allen Zeiten messen lassen. Platon hat hinter dem Recht die objektive Idee der Gerechtigkeit gesehen.

Das höchste Ziel im menschlichen Leben ist das vernunftbestimmte Leben und dazu kann der Mensch nur gelangen, wenn er in Kindheit und Jugend lernt, seine Begierden und Affekte zu mäßigen. Er muss das goldene Maß der Mitte einhalten lernen (Gerechtigkeit, Tapferkeit und Besonnenheit). Wenn das nicht schon im Kindes- und Jugendalter zur Lebensgewohnheit wird, dann wird er später von extremen Affekten hin- und hergerissen und wird nie zu einer tugendhaften, besonnenen, vernunftbestimmten Lebensführung (Klugheit) gelangen.

Der große Kirchenlehrer Thomas von Aquin(Link ist extern) hat die Philosophie des Aristoteles(Link ist extern) mit der von Augustinus(Link ist extern) herkommenden christlichen Philosophie und Theologie verbunden. Er hat damit überragende Bedeutung für die Herausbildung des christlichen Naturrechts, der christlichen Anthropologie und Theologie, in deren Zentrum der Mensch als Person steht.

Die von Gott erschaffene Seins-Ordnung sei vollkommen gut. In ihr wirke das „ewige Gesetz“, lex aeterna. Das ist die göttliche Weisheit, als oberstes Gesetz. Von diesem ewigen Gesetz könne der Mensch durch seine Vernunft einen Teil erkennen.

Der Mensch hat eine natürliche Neigung zum Guten, die ihm durch das ewige Gesetz „ins Herz geschrieben“ ist. Sie hilft ihm, das Naturrichtige besser zu erkennen. Die wesentlichen natürl. Neigungen des Menschen sind diejenigen zur Wahrheitserkenntnis und zum Gemeinschaftsleben. Mit seiner Vernunft kann der Mensch die Gesetze der Natur erkennen und erfasst damit die von Gott geschaffene Ordnung.[wer sowas glaubt; H.S.]

Die Würde des Menschen ist unantastbar

Artikel 1(Link ist extern) des deutschen Grundgesetzes (GG) lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Die Würde des Menschen stellt den obersten Verfassungsgrundsatz dar, an dem folglich alle staatliche Gewalt ihr Handeln auszurichten hat. Sie ist daher Maßstab für Legislative, Exekutive und Judikative. Der Staat hat alles zu unterlassen, was die Menschenwürde beeinträchtigen könnte. In der Interpretation des Artikels ist umstritten, ob die Menschenwürde als über-positives Recht (Naturrecht) aufzufassen ist, oder ob sie als positives Recht(Link ist extern) zu gelten hat. [geändert H.S.]

Was sich jedoch gerade nicht nur in Deutschland, sondern weltweit abspielt, ist das Gegenteil von dem, was das deutsche Grundgesetz fordert. Die Würde des Menschen wird mit Füssen getreten – und das erinnert an das Deutschland der 30er Jahre, den aufkommenden Faschismus. Jeder denkende und fühlende Mitbürger kann es „am eigenen Leib spüren“.

Wir sind nicht mehr frei und können unser Leben nicht mehr selbstbestimmt und unabhängig führen. Die Regierungen lassen uns keinerlei Handlungsspielraum und verweigern uns das verbriefte Recht, diesen Wahnsinn nicht mitzumachen, den totalitären Machenschaften entschieden und mit aller Willenskraft entgegenzutreten. Der Rechtsstaat ist gestorben.

Doch unsere Gedanken sind frei (Cicero(Link ist extern)) und niemand kann uns unsere Würde nehmen. Auch können wir den Mut aufbringen, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen (Kant). Und wir wissen, was von Natur aus recht ist. Deshalb werden wir uns dem Diktat korrupter Politiker, Wissenschaftler, Mediziner, Journalisten oder fragwürdiger Mäzene wie Bill Gates nicht unterwerfen. [> NRhZ Nr. 741 vom 8.04.2020: „Auf zum letzten Gefecht!(Link ist extern)“]

Bereits vor über 100 Jahren gab der große russische Schriftsteller Leo N. Tolstoi(Link ist extern) seine Einschätzung von Regierenden zu Protokoll:

„Man könnte die Unterordnung eines ganzen Volkes unter wenige Leute noch rechtfertigen, wenn die Regierenden die besten Menschen wären; aber das ist nicht der Fall, war niemals der Fall und kann es nie sein. Es herrschen häufig die schlechtesten, unbedeutendsten, grausamsten, sittenlosesten und besonders die verlogensten Menschen. Und dass dem so ist, ist kein Zufall.“[2]

Von der Wissenschaft – auch der Medizin – erwartet die menschliche Gemeinschaft zu Recht, dass sie die Not der Menschen lindert und dem Schutz des Lebens dient. Aber immer mehr Wissenschaftler verhökern ihr Wissen und Können und oft auch ihre Seele dem militärisch-industriellen Komplex. Sie entfernen sich sogar so weit von ihrem Menschsein, dass sie die Mittel für die allgemeine Vernichtung der Menschheit vervollkommnen helfen.

Einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und Ermutigung der Menschen könnten die Massenmedien leisten, da sie gemäß nationaler und internationaler Vereinbarungen der wahrheitsgemäßen Information von uns Bürgern und dem Frieden verpflichtet sind. Doch das Gegenteil ist der Fall. Sie stehen „im Dienst der Kriegshetze und Hasspropaganda“ und „im Dienst der Verdummung der Massen“ (Bertha von Suttner(Link ist extern), * 9. Juni 1843 in Prag; † 21. Juni 1914 in Wien).

Erhalten wir uns also das Lebensgefühl der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit (Souveränität) und Selbstverwaltung und die Fähigkeit, uns als Wesen der Freiheit zu sehen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln.

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Dr. Rudolf Hänsel, Jahrgang 1944, ist Rektor i.R., promovierter Erziehungswissenschaftler, ehemaliger Lehrer und Schulberater sowie Diplom-Psychologe mit den Schwerpunkten Klinische Psychologie, Pädagogische Psychologie und Medienpsychologie. Er ist Buchautor sowie Autor von Fachartikeln zu den Themen Jugendgewalt (beispielsw. über Gewaltprävention in der Schule als Beitrag zur Friedenserziehung), Mediengewalt (z.B. „Unterhaltungsgewalt“ in Fernsehen, Video- und Computerspielen) und bewusste ethisch-moralische Werteerziehung. Er schreibt regelmäßig Beiträge für Global Research.

Noten

[1] Messner, Johannes (1984, 7. unveränderte Auflage). »Das Naturrecht. Handbuch der Gesellschaftsethik, Staatsethik und Wirtschaftsethik«, Duncker & Humblot, Berlin. Mittlerweile in 8. unververä. Auflage (2018). ISBN 978-3-428-15576-7 (Print), ISBN 978-3-428-55576-5 (E-Book), ISBN 978-3-428-85576-6 (Print & E-Book). [> Leseprobe(Link ist extern); H.S.]

[2] Tolstoi, Leo N. (1983). »Rede gegen den Krieg(Link ist extern)«. Frankfurt am Main, S. 74

Lesetipps von Tolstoi-Fan Helmut Schnug: Liste der Werke Lew (Leo) Tolstois >> weiter(Link ist extern).


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Articles by: Dr. Rudolf Hänsel

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